Ein körperneutraler Zugang ist meiner Überzeugung nach die sinnvollste und nachhaltigste Herangehensweise an Fitnesstraining. Man fokussiert sich dabei auf die Benefits der Übungen und des Trainings, in Bezug darauf wie es deine Alltagsbelastbarkeit verbessert. Äußerliche Veränderungen durch das Training rücken in den Hintergrund.
Beispiele gefällig? Du suchst zum Beispiel Übungen aus, um besser das Baby aufheben und herumtragen zu können; oder du feierst als Trainingserfolg, wieviel leichter dir die Gartenarbeit fällt, seit du die Kniebeugen machst; oder du machst ein gezieltes Beinachsen- und Stabilisationstraining, um dich für den Wanderurlaub fit zu machen.
Auch die mentale Gesundheit spielt hier mit rein: Denn Sport ist ein richtiger Stimmungsaufheller! Mehr Gelassenheit, mehr Ausgeglichenheit, mehr Selbstbewusstsein, ein besseres Körpergefühl, Stressmanagement…all das sind positive Effekte von regelmäßigem Training.
Körperneutrale Fitness nimmt also konkrete Zielsetzungen in den Blick, die nichts mit äußerlichen, ästhetischen Veränderungen zu tun haben. Körperneutrale Fitness fokussiert das Leben, das du leben möchtest – und schaut, wie dein Training dich dabei unterstützen kann. Es ist ein toller Ansatz für alle, die der Diätkultur den Rücken kehren möchten und Frieden mit ihrem Körper und ihrer Ernährung schließen möchten.
Wie kannst du den Ansatz der Körperneutralität für dein Bewegungsprogramm umsetzen?
Wenn du deinem Bewegungsprogramm erlaubst, mehr für dich tu tun als „nur“ Kalorien zu verbrennen und deinen Körper instagrammable zu machen, passiert Schritt für Schritt etwas ganz Tolles: Du erlaubst dir selber nämlich, deinen Wert von deinem Aussehen zu entkoppeln.
Hier bekommst du drei Tipps, wie du deine Art, mit Sport und Bewegung umzugehen, nachhaltig verändern kannst.
1.) Suche dir Bewegungsformen aus, die dir wirklich Freude bringen.
Anstatt dein Training stets eng an den Nutzen zu koppeln (Kalorien verbrennen, Muskeln aufbauen, Gewicht verlieren…), versuch dich mal daran zu erinnern, was dir als Kind Spaß gemacht hat – als du dich noch ganz unbefangen, einfach aus Freude bewegt hast! So findest du vielleicht Inspirationen für deine freudvolle Bewegung.
Empfehlenswert ist es auch, sich das Erlernen neuer Skills als Trainingsziel zu setzen – z.B. einen Klimmzug schaffen, Kniebeugen mit Zusatzgewicht lernen, 10 Liegestütz meistern. Und: Versuche, dich auf die einzelne Bewegung zu konzentrieren! Genieße den Bewegungsablauf, spüre dich in die Muskulatur hinein, spiele mit deiner Technik. Frei nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“
2.) Entkoppele die Bewertung deines Trainings von der Zahl an verbrannten Kalorien.
Jede Form von Bewegung ist gleich wertvoll. Es muss nicht in einem Fitnessstudio passieren, und du musst auch nicht nassgeschwitzt und außer Atem sein, damit „es zählt“.
Der Spaziergang mit dem Hund ebenso wie der ausgelassene Tanz vor dem Spiegel zu deinem Lieblingssong oder die ausgiebige Putz-Einheit – all das ist Bewegung.
Versuche, deine Freude an dem, was dein Körper kann und was er dir ermöglicht, als Wertmaßstab anzusetzen. Das passiert nicht von heute auf morgen – es ist ein langer Prozess, die hartnäckigen Glaubenssätze der Diätkultur abzulegen! Gib dir Zeit dafür und hole dir vielleicht Unterstützung – tausche dich mit Freund*innen darüber aus, suche dir eine passende Fitnesscommunity oder engagiere eine körperneutral arbeitende Coachin (zwinker zwonker).
Und, ganz wichtig: Schmeiß‘ den Fitnesstracker raus. Er verleitet dich zum Messen und Vergleichen. Das ist zu diesem Zeitpunkt nicht hilfreich.
3.) Höre auf deinen Körper.
Du darfst dein Training ausfallen lassen, wenn du dich nicht wohlfühlst. Und du darfst eine Trainingseinheit auch vorzeitig abbrechen. Gib dir selbst jederzeit die volle Erlaubnis dafür. Du wirst staunen, was es verändern kann, auf diese Art den Druck rauszunehmen!